KI im Alltag: Ratgeber, persönlicher Assistent und Bodyguard
Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit in aller Munde. Hätte man vor zehn Jahren über dieses Thema gesprochen und Beispiele aufgezählt, hätten die meisten eher an selbstfahrende Autos und Roboter gedacht. Doch auch die Einsatzmöglichkeiten im Alltag sind nahezu unbegrenzt. Wir behaupten sogar, dass Sie in dieser Woche bereits 5 KI-Technologien verwendet haben – und das vielleicht sogar, ohne es zu merken. Wie viele Punkte dieser Checkliste kommen Ihnen aus Ihrem Alltag bekannt vor?
KI als Handywächter: Das Gesicht als Passwort
Ein kurzer Blick in die Kamera und das Handy ist entsperrt. Dank intelligenter Gesichtserkennung lassen sich die neuesten Smartphones ganz ohne PIN oder Fingerabdruck entsperren. Und das auch bei schlechten Lichtverhältnissen, mit veränderter Frisur oder neuer Brille. Diese Funktion basiert auf KI, denn bei der Einrichtung der Gesichtserkennung wird über die Frontkamera ein detailliertes Bild des Gesichts erfasst und unter Verwendung komplexer Algorithmen analysiert und gespeichert. Mit jedem Entsperrvorgang werden die gespeicherten Analysedaten abgeglichen und weitere Trainingsdaten gesammelt. Manche Handymodelle ordnen z.B. auch die Bilder in Ihrer Galerie bestimmten Personen oder Tieren zu, sodass Sie mit einem Klick alle Fotos von Ihrem liebsten Labrador-Mischling Polly parat haben. Auch dieses Feature basiert auf KI.
KI als persönlicher Assistent: Geräte, die aufs Wort gehorchen
Ein kurzer Befehl und das Licht wird ausgeschaltet, ein Anruf getätigt oder die nächste Route im Navigationssystem ausgewählt. KI-Spracherkennung macht es möglich, smarte Lautsprecher, Handys oder Autos per Sprachbefehl zu steuern. Dabei spielt die Verarbeitung der natürlichen Sprache, das sogenannte Natural Language Processing (NLP), eine wesentliche Rolle, denn es muss erkannt werden, was die Person gesagt hat (Automatic Speech Recognition) und was sie mit ihrer Aussage bezwecken möchte (Natural Language Understanding). Werden diese Bausteine erfolgreich erkannt und zusammengeführt, wird die Anfrage verarbeitet und der Befehl ausgeführt.
KI als bester Ratgeber: Empfehlungen, nur für Sie
Ein kleiner Klick, und schon erhalten Sie auf Sie zugeschnittene Empfehlungen beim Online-Shopping, in Ihrer Podcast-App oder von Ihrem Lieblings-Streaming-Dienst. Für personalisierte Empfehlungen und Werbung wird zunehmend KI eingesetzt. Basierend auf Datensammlungen und -analysen werden mittels maschinellen Lernens sogenannte Nutzerprofile erstellt, auf deren Grundlage Empfehlungen generiert werden, die den individuellen Vorlieben und Interessen des Nutzers am besten entsprechen. Die Vorteile für Anbieter und Konsumenten sind vielfältig: Unternehmen können ein maßgeschneidertes Konsumerlebnis bieten, das sie von der Menge abhebt und zu einer Umsatzsteigerung führen kann. Gleichzeitig sind potenzielle Kundinnen und Kunden zufriedener, da sie schneller das richtige Produkt finden – und manchmal finden Sie sogar Dinge, von denen sie gar nicht wussten, dass Sie sie brauchen 😉
KI als Mediator: Sprachtalent, dank KI
Ein kleiner Klick und Sie sprechen Chinesisch. Weltweit gibt es rund 7000 Sprachen – und gerade mal 2% der Deutschen besitzen Kenntnisse in 5 Sprachen oder mehr.[1] Nicht selten geraten wir in Situationen, in denen Sprachbarrieren zu eingeschränktem Zugang zu Informationen oder zu Missverständnissen führen können – und manchmal sind wir auch einfach nur stolz, im Urlaub unser Essen in der Sprache der Einheimischen bestellen zu können. Maschinelle Übersetzung (MÜ) ist aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken, denn sie ermöglicht nicht nur eine effiziente Kommunikation über Grenzen hinweg, sondern vervielfacht auch die Verfügbarkeit von Informationen und damit den Zugang zu Wissen und Ressourcen. Bei der MÜ wird Text automatisch von einer Sprache in eine andere übertragen. Die neuronale Maschinelle Übersetzung markierte dabei einen wahren Durchbruch, denn die Systeme werden mit Hilfe selbstlernender Algorithmen, großer Datenmengen und immenser Rechnerkapazitäten trainiert. Es wird längst nicht mehr Wort für Wort übersetzt, stattdessen werden alle Textelemente analysiert und erkannt, wie sich die Wörter gegenseitig beeinflussen und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Dennoch muss gesagt werden: Auch wenn mittlerweile ganze Handbücher oder Produktbewertungen vollständig maschinell übersetzt werden und man es bei manchen Texten auf den ersten Blick gar nicht merkt: Nicht jeder Text eignet sich gleichermaßen für MÜ.
KI als Bodyguard: Keine Chance für Spammails im Postfach
Ihr Spam-Ordner ist voll, obwohl Sie ihn nicht gefüllt haben? Wahrscheinlich hat KI das für Sie erledigt. Denn durch den Einsatz von KI-basierten Methoden können E-Mail-Anbieter Spam effektiver filtern und die Menge unerwünschter E-Mails reduzieren. Mithilfe von maschinellem Lernen werden eingehende E-Mails gescannt und auf Warnsignale wie schädliche IP-Adressen und Links, misstrauische Anhänge oder verdächtige Schlüsselwörter geprüft. Sind genügend Kriterien erfüllt, wird die Nachricht als Spam markiert und entsprechend verschoben. Ist die Kennzeichnung falsch oder schleicht sich eine Spam-Mail am KI-Bodyguard vorbei, kann dieser Fehler manuell korrigiert werden, indem Sie die Nachricht entsprechend markieren. Damit helfen Sie dem System beim Lernen und Anpassen seiner Parameter, wodurch es weiter trainiert und verbessert wird.
Dies sind nur einige Beispiele von vielen, die zeigen: KI ist für alle da! Wenn Sie weitere spannende Einblicke rund um Innovationen, KI und Virtual Reality erhalten und selbst erleben möchten, wie diese die Wettbewerbsfähigkeit stärken können, besuchen Sie uns doch am 15. und 16. Juni an unserem EDIH Saarland-Stand auf der make-it.saarland 2024 im E-Werk Saarbrücken.
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1267264/umfrage/umfrage-zur-anzahl-gesprochener-sprachen-in-deutschland/#:~:text=Umfrage%20zur%20Anzahl%20gesprochener%20Sprachen%20pro%20Person%20in%20Deutschland%202021&text=Im%20Juli%202021%20gaben%20rund,Sprachen%20oder%20mehr%20zu%20besitzen.
Autorin
M.A. Eileen Marra
Researcher & Manager of EDIH Networking Office