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Smart City Kirkel: Wie eine Gemeinde mit LoRaWAN und Open Source Digitalisierung erlebbar macht
Die Gemeinde Kirkel im Saarpfalz-Kreis zeigt eindrucksvoll, wie Digitalisierung auf kommunaler Ebene gelingen kann. Mit dem Aufbau eines offenen LoRaWAN-Funknetzes (Long Range Wide Area Network) schafft Kirkel die Grundlage für vielfältige Smart-City-Anwendungen – von Umweltmonitoring über Energieeffizienz bis hin zur Unterstützung des Winterdienstes und der Feuerwehr. Das Projekt wurde gemeinsam mit einem ortsansässigen Ingenieurbüro realisiert, wurde zunächst aus eigenen Mitteln finanziert und bekam 2021 eine Förderung durch das damalige Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr. So konnte mit überschaubarem Budget eine zukunftsfähige digitale und offene Infrastruktur entstehen.
Besonders hervorzuheben ist die enge Kooperation mit der Nachbargemeinde Bexbach. Gemeinsam wurde ein regionales LoRaWAN-Netz aufgebaut, das über Gemeindegrenzen hinweg funktioniert.
Das Projekt ist offen für weitere Kommunen, die sich dem Netzwerk anschließen möchten – ein Modell für nachhaltige Digitalisierung im ländlichen Raum.
Was ist LoRaWAN?
LoRaWAN steht für „Long Range Wide Area Network“ – ein Funknetzwerk, das speziell für das Internet der Dinge (IoT) entwickelt wurde. Sensoren erfassen beispielsweise Temperatur, Luftqualität oder Wasserstände und übertragen die Daten über große Entfernungen an zentrale Gateways. Von dort gelangen sie über das Internet an DSGVO-konforme Rechenzentren, wo sie verarbeitet und bereitgestellt werden – sicher, energieeffizient und kostengünstig.
Vorteile einer LoRaWAN-Infrastruktur:
- Große Reichweite (bis zu 15 km) bei geringem Energieverbrauch
- Geringe Kosten durch lizenzfreie Frequenzen und Verzicht auf Mobilfunkverträge
- Skalierbarkeit und einfache Integration neuer Sensoren
- Kompakte, wartungsarme Hardware
- Verschlüsselung auf Netzwerk- und Anwendungsebene
- Open-Source-freundlich und community-orientiert
- Digitale Souveränität durch eigene Kontrolle über Infrastruktur und Daten
Die Anwendungen in Kirkel sind praxisnah und vielfältig:
- Pegel- und Niederschlagsmessungen unterstützen die Hochwasservorsorge
- Energieverbrauchsmonitoring in öffentlichen Gebäuden
- Verkehrszählungen liefern Daten für die Infrastrukturplanung
- Wassertemperaturmessungen in Schwimmbädern sind öffentlich über ein Dashboard einsehbar
- Sensoren in Gemeindegebäuden erfassen Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit
- Signalisierungsknöpfe in barrierefreien Bereichen senden bei Betätigung eine Nachricht an das Personal
Darüber hinaus können Bürger:innen und Unternehmen der Gemeinden die bestehende LoRaWAN-Infrastruktur aktiv nutzen und durch eigene Beiträge – etwa durch das Aufstellen zusätzlicher Gateways oder der Einbindung eigener Sensoren – weiter stärken. So entsteht ein gemeinschaftlich getragenes Netz, das nicht nur kommunale Anwendungen ermöglicht, sondern auch individuelle IoT-Projekte unterstützt.
Diese Lösungen machen Digitalisierung greifbar und erlebbar – und schaffen Akzeptanz bei Bürger:innen und Unternehmen.
Open Source und Datensicherheit: Digitale Souveränität in der Praxis
Kirkel setzt konsequent auf Open-Source-Software wie Node-RED, InfluxDB und Grafana und Open-Community-Ansätze wie The Things Network – so wird technologische Offenheit mit hoher Datensicherheit verbunden. Diese Strategie bringt zahlreiche Vorteile für Kommunen:
- Keine Lizenzkosten – ideal für kommunale Haushalte
- Transparenz und Sicherheit durch offenen Quellcode
- Unabhängigkeit von einzelnen Anbietern
- Förderung digitaler Teilhabe durch offene Infrastruktur
- Verschlüsselung auf Netzwerk- und Anwendungsebene
- DSGVO-konforme, datensparsame Verarbeitung
- Volle Kontrolle über die Datenverarbeitung durch die TTN-Community Saarpfalz
Diese Kombination aus Offenheit und Sicherheit stärkt die digitale Souveränität der Gemeinde – und schafft Vertrauen bei Bürger: innen, Unternehmen und Verwaltung gleichermaßen.
EDIH Saarland & Fazit: Impulsgeber für kommunale Digitalisierung
Auch wenn der EDIH Saarland nicht direkt am Projekt beteiligt war, zeigt das Beispiel Kirkel, wie wichtig regionale Netzwerke und niederschwellige Förderstrukturen für die digitale Transformation sind.
Kirkel zeigt, wie mit überschaubarem Budget, technischer Offenheit und lokaler sowie interkommunaler Zusammenarbeit ein leistungsfähiges IoT-Netz entstehen kann. Als Teil des GovTech-Netzwerkes Saarland sieht der EDIH Saarland in solchen Projekten wichtige Impulse für die digitale Transformation im öffentlichen Sektor.
Der EDIH Saarland unterstützt KMU als auch Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen und begleitet sie von der ersten Idee bis zur konkreten Umsetzung – praxisnah, unabhängig und zukunftsorientiert.
Unsere Leistungen:
- Technologieberatung und Machbarkeitsanalysen
- Fördermittelberatung und Unterstützung bei Anträgen
- Vernetzung mit relevanten Partnern und Pilotprojekten
- Begleitung bei der Umsetzung innovativer Vorhaben
- Schulungen und Workshops zur digitalen Kompetenzentwicklung
Gemeinsam mit Ihnen entwickeln wir Lösungen, die zu Ihrer Organisation passen – praxisnah, nachhaltig und zukunftsorientiert.
Autor
Daniel Hector
Saaris